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Herzlich Willkommen Familie Storch!



Wenn es einem selbst passiert, ist man aufgrund des Seltenheitswertes zunächst einmal höchst irritiert. Wer ist das denn jetzt? Kormorane oder Schwäne sieht man entlang des Maines öfter, aber diese hier? Während man die Flugkünste der Vögel ungläubig mitverfolgt, setzen diese zur Landung an. Nicht etwa im Wasser, sondern auf einer eigens zu diesem Zweck von Menschenhand errichteteten Plattform in schwindelerregender Höhe. Und schlagartig ist er da. Der Glücksmoment, der sich immer beim Anblick seltener Naturschauspiele einstellt. Ein Storchenpärchen hat die Mainschleife und insbesondere ein Naturschutzgebiet nahe Wipfeld als saisonalen Lebensraum für die eigene Familienplanung auserkoren, bis es im Spätsommer, komplettiert durch noch recht unbeholfene Jungstörche, wieder gen Süden reist.


Dass die Mainschleife als Wahlheimat für Störche infrage kommt, erfüllt die Initiatoren eines Gemeinschaftsprojektes aus dem Jahr 1997 mit großer Freude. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., die Untere Naturschutzbehörde, die Gemeinde Wipfeld, die ÜZ Mainfranken als Sponsoren des Betonmastes samt Plattform und die fleißigen Mitarbeiter der Lebenshilfe Schweinfurt, welche das Flechten des komfortablen Nistkorbes übernommen haben, können Stolz auf das Erreichte sein. Seit 1988 hat sich die Anzahl der Storchen-Brutpaare bundesweit kontinuierlich erhöht und lag 2020 bei etwa 7.000, ein Zehntel davon in Bayern, und eines davon an der Mainschleife. Hurra!

Wenn alles gut läuft, werden jedes Frühjahr die Senioren der fabelhaften Adebare in ihren vormals bezogenen Horst zurückkommen. Inmitten fruchtbarer Mainauen schlemmen sich die Vögel durch ein reichhaltiges Klein- und Kriechtierangebot. Der 13 Meter hohe Betonmast bietet den Tieren die nötige Sicherheit. Und das einladende Flechtwerk aus Weiden- und Birkenzweigen macht aus einem praktischen Brutplatz quasi eine Fünf-Sterne-Wohlfühloase. Gastfreundschaft und ein bestimmter Unterkunftsstandard sind immer eine gewisse Entscheidungshilfe. Das sehen Störche ganz genauso.


Die Jungstörche hingegen werden im Süden bleiben, bis sie sich Jahre später womöglich an ihren Geburtsort erinnern und an die Mainschleife zurückkehren.


Schon gewusst?

Der Begriff Adebar setzt sich übrigens aus dem germanischen Nomen „auda“ für Glück oder Heil und „bera“ für tragen oder gebären zusammen. Folglich ist Adebar der Glücksbringer für reichlichen Kindersegen.


Doch nicht nur das ... Der Storch steht außerdem für das Leben, die Liebe und den Neubeginn an sich. Das sind wiederum Gedanken, die uns in diesen Zeiten froh und heiter stimmen, wenn nicht gar hoffnungsvoll.



 

Foto: Stefan Laubender, Tier-/Vogelfotografie wildlife

Text: Gabi Bergauer

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