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Stammtischleben an der Mainschleife

Meister-Stammtisch Volkach


Wer am Sonntag kurz vor der Mittagszeit in den Gasthof Rose in Volkach kommt, der findet ihn noch, den klassischen Stammtisch. Einst galt er als sozialer Treffpunkt, an dem lokale Neuigkeiten ausgetauscht wurden, Geschäfte und auch Politik gemacht wurden. Ein klein wenig ist das auch heute noch so bei den mittlerweile sieben älteren Herren, die sich dort regelmäßig treffen. Das sind mit Norbert Dotzel, Josef Dömling, Ernst Lippert, Herbert Meyer, Günther Schmitt, Paul Seltsam und Helmut Weinlich allesamt Volkacher Urgesteine, Originale eben. Den „Meister-Stammtisch“ nennen sie ihre Runde, vom Bäckermeister bis zum Schul- meister reichten die Berufsgruppen. Stadträte oder bei der Stadt Bedienstete gehörten auch zu den Stammtischlern, sodass es oft brandheiße Informationen gab. „Meist aus der Kommunalpolitik. Man erfährt etwas Neues, auch Sachen, die nicht in der Zeitung stehen“, nennt Herbert Meyer den früheren wie heutigen Zweck des Zusammenseins bei einem Glas Wein oder Bier.

„Entstanden ist der Meister-Stammtisch in den Fünfzigerjahren“, sagt Paul Seltsam. Günther Schmitt und Seltsam sind nahezu von Beginn an dabei. „Früher waren wir viel mehr. Die Besetzung wechselte auch mal oder Auswärtige setzten sich dazu“, erzählt Seltsam. Einst wechselte der Ort des Treffens von Sonntag zu Sonntag. Bis Josef Heßmann, früherer Wirt der Rose, der Gruppe anbot, sie könne ihren Treff doch immer bei ihm machen. Ein Stammtisch gehöre in jedes Gasthaus, so Heßmann. Sein Sohn Michael freut sich noch heute über die Runde. Im Lokal pflege man gerne Traditionen.


Zum Treff bringt Paul Seltsam jedes Mal die Kasse mit, ein kleines, hölzernes Weinfass, das auf den Stammtisch gestellt wird. Natürlich sitzen die Herren meist am gleichen Tisch, unweit der Theke. „Wir gehen auch mal ins Nebenzimmer, wenn es eng wird. Wir saßen sogar schon mal im Keller“, berichtet Herbert Meyer. In die Stammtischkasse zahlt jeder der sonntäglichen Teilnehmer einen Euro ein, wer will, wirft mehr ein. Von dem Geld werden Geschenke für Geburtstage der Mitglieder finanziert, jedes Jahr im Advent gibt es einen geselligen Abend mit der Partnerin, zu dem ein Zuschuss zum Essen aus der Kasse genommen wird. Die Ehefrauen kommen nicht mit zum sonntäglichen Stammtisch. „Sie wollen gar nicht, fragen später aber schon, was es Neues gibt. Meist kochen sie in der Zeit das Mittagessen“, schildert es Paul Seltsam. Bis 12.30 Uhr oder 13 Uhr dauert der Treff der Männerrunde meist, dann geht’s nach Hause.


 

Foto: studio zudem

Text: Andreas Stöckinger

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